So, das Gartenjahr ist rum, die Beete abgeerntet (und hoffentlich nicht allzusehr aufgeräumt) und man kann sehen, worin unsere Gartenpflanzen eigentlich wachsen: der Boden.
Der ist nun in vielen Gärten ein Problem. Man kauft die Pflanzen, die einem gefallen (oder die die Nachbarn auch haben) und pflanzt sie ein. Wenn sie dann mickern – tja !
Idealerweise sollte man sich, wenn man einen Garten neu bepflanzen will, viel Zeit nehmen und sich anschauen, was von Natur aus dort wächst. Es gibt natürlich einige Pflanzen, die so ziemlich überall wachsen, aber viele Wildpflanzen sind an bestimmte Bodenverhältnisse angepaßt und geben recht genau Auskunft über das, worin ihre Wurzeln stecken. Diese Pflanzen nennt man Zeigerpflanzen. Hier einige Beispiele. Eine einzige dieser Pflanzenarten muß noch nichts über den Bodenzustand aussagen, aber größere Vorkommen sind schon ein deutlicher Hinweis.
Löwenzahn, kriechender Hahnenfuß, Giersch = schwerer, verdichteter Boden
Wiesenknöterich, Beinwell, Ackerschachtelhalm =schwerer, nasser Boden
Brennessel, Franzosenkraut, Vogelmiere, Melde = humoser, stickstoffhaltiger Boden
kleine Wolfsmilch, Wiesensalbei, Wegwarte = kalkhaltiger (basischer) Boden
Eine schnellere Analyse bekommt man mit den Fingern und einem Set zur pH-Wert-Bestimmung hin. Man gräbt ein etwa spatentiefes Loch, holt unten eine Handvoll Boden heraus und versucht diesen zwischen den Fingern zu Würstchen zu rollen. Je länger und dünner die Würstchen werden, ohne zu reißen um so bindiger/tonhaltiger ist der Boden. Läßt er sich gar nicht rollen, hat man überwiegenden Sandboden. Der pH-Wert bestimmt den Säuregehalt des Bodens. 7 ist neutral, 7,1 bis 14 ist basisch, 1 bis 6,9 ist sauer. Pflanzliches Leben ist nur im Bereich von 4,5 bis etwa 7,6 möglich, also von mittelmäßig sauer bis ganz schwach basisch. Für den normalen Gartenboden, in dem möglichst vieles wachsen soll, ist ein schwach saurer pH-Wert etwa zwischen 6 und 7 erwünscht.
Boden setzt sich aus mehreren Schichten zusammen. Die unterste bildet das Ausgangsgestein (z.B. Sandstein, Granit, Quarzit usw.) oder die durch Flüsse oder die Eiszeit abgelagerten Sedimente, wie Sand, Kies oder Tonschichten. Diese Gestein- oder Sedimentschichten bestimmt den pH-Wert des Bodens mit. Sie werden durch Verwitterung, Bakterien, Algen usw. zersetzt. Darüber liegt der Unterboden. Er ist bereits recht belebt, hier findet man Regenwurmgänge und tiefer gehende Wurzeln.
Die oberste Bodenschicht ist der Mutterboden oder die Humusschicht. Sie ist voller Leben. In einer Handvoll Mutterboden finden sich mehr Lebewesen als es Menschen auf der Erde gibt. All diese Mikroorganismen, winzige Insekten, Einzeller, Pilze leben davon, die anfallende organische Masse (Laub und sonstige Pflanzenreste) zu zersetzen und zu Nährstoffen umzubauen, die wiederum die Pflanzen brauchen.
Wenn man mit dem Spaten ein ca. 80 cm tiefes Loch in den Boden gräbt, kann man die Schichten recht gut anhand ihrer Farbe unterscheiden. Ein guter Mutterboden sollte dunkelbraun sein und nach Erde duften, die tiefer liegenden Schichten richten sich nach der Farbe des Ausgangsmaterials.
Wer mit statt gegen die Natur gärtnern möchte, sollte sich bei seiner Pflanzenauswahl nach den Gegebenheiten des Bodens richten. Lehmiger, toniger Boden z.B. kann sehr gut Wasser und Nährstoffe speichern, ist tendenziell sauer bis neutral und kann in den tieferen Schichten leicht Staunässe bilden. Es dauert im Frühjahr u.U. recht lange, bis er sich erwärmt. Hier sollte man besser keine mediterranen Kräuter, oder sonstige mageren Boden und Trockenheit liebenden Gewächse einpflanzen.
Sandboden dagegen erwärmt sich schnell, trocknet leicht aus, und kann Nährstoffe nicht besonders gut halten. Er ist häufig leicht sauer (z.B. hier unser Dellbrücker Heideboden), kann über Kalkgestein aber auch schwach basisch bis neutral sein. Pflanzen, die viel Wasser brauchen, sind hier i.d.R. fehl am Platze.
Durch reichliche Kompostgaben kann man jeden Boden positiv beeinflussen. Man ernährt damit das Bodenleben, puffert zu saure oder zu basische Werte ab und erhöht die Wasserhaltekraft. Allerdings kann man einen Garten auch mit Kompost überdüngen, wenn man es übertreibt. Idealerweise sollte man auch nach dem Aufbau einer guten Humusschicht im Garten nichts pflanzen, was extrem entgegengesetzte Bedingungen braucht. Wer im lehmigen Boden unbedingt z.B. Magerwiesengewächse haben möchte, sollte besser ein Hochbeet mit viel Sand und Steinen anlegen.
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