Flora und Botanischer Garten – das sind eigentlich zwei Grünanlagen in einer, mit unterschiedlicher Geschichte und unterschiedlichen Aufgaben. Im allgemeinen spricht man in Köln von „der Flora“ , wenn man den großen, vielfältigen und (für Kölner Verhältnisse) gut gepflegten Park in unmittelbarer Nachbarschaft des Zoos meint.
Die Flora ist der ältere Teil und wurde 1864 als Lustgarten für die bessere Gesellschaft angelegt.
Der Eingangsbereich mit formalem Blumenparterre im Vordergrund. Im Hintergrund das Flora-Hauptgebäude.
Hier gab es die sogenannten Orangerien, Schaugewächshäuser mit exotischen Pflanzen, geometrische Blumenbeete, formale Rosenbeete, Springbrunnen, Skulpturen und klassizistische Tempelchen.
Wasserkaskade mit streng geschnittenen Hainbuchentunneln an den Seiten.
Ein Teil des Parks war im Stil eines Englischen Landschaftsparks mit großen Freiflächen, Ziergehölzen, einzeln stehenden Bäumen und Baumgruppen gehalten.
Rote und gelbe Zaubernuß, Hamamelis japonica, ein schöner Winterblüher
Im Flora-Hauptgebäude fanden Bälle und Empfänge statt. Der Eintritt für den Park war damals so hoch, daß ärmere Bevölkerungsschichten quasi automatisch vom Besuch ausgeschlossen waren.
Nach den Zerstörungen des 2. Weltkriegs und anschließender Vernachlässigung ist in den letzten 20 Jahren ein Teil des Parks im alten Stil wieder hergerichtet worden. Auch einige der ältesten Bäume stehen noch.
Diese ca. 150jährige Buche wird bald absterben, wie man an den dicken Pilzfruchtkörpern sieht. Die Flora-Gärtner haben sich zum Glück entschieden, sie stehen zu lassen und nicht „ordentlich“ abzusägen.
Bergmammutbaum, Sequoiadendron giganteum hat in seiner Rinde viel Platz für Spechte und andere Höhlenbrüter
Der asiatische Blauglockenbaum, Paulownia tomentosa, kann in Deutschland nur an geschützten Standorten gezogen werden.
Der Botanische Garten ist der „neuere“ Teil. Er wurde 1914 angelegt und war als Lehrgarten gedacht. Die Pflanzen wurden (teilweise sind sie es immer noch) nach Lebensbereichen wie Alpinum, Waldgarten, Sumpfpflanzen, Nutzpflanzen angeordnet präsentiert, teilweise nach Pflanzengattungen (Magnolien, Iris, Pfingstrosen, Primeln…).
Das Alpinum im Frühjahr
Feuchtwiesenbereich
Echte Aurikel, Primula auricula
Mittlerweile überwiegt auch hier der gestalterische Aspekt. Gerade die Staudenbeete und die Mittelachse mit den winterharten Hanfpalmen haben optisch etwas zu bieten.
Sommerflor mit Dahlien, Eisenkraut und Spinnenblumen
Die Beschilderung der Pflanzen läßt manchmal zu wünschen übrig. Dies ist allerdings nicht die Schuld der Gärtner (hier gibt es im Unterschied zum städtischen Grünflächenamt tatsächlich gut ausgebildete GärtnerInnen), sondern irgendwelcher Witzbolde, die die Namensschilder vertauschen.
Nicht zuletzt gibt es immer noch sehenswerte Schaugewächshäuser. Ein Tropenhaus, ein Wüstenhaus und ein warm-gemäßigtes Haus. In und um das letztere herum kann man jetzt im Februar die Kameliensammlung der Flora bewundern. Allerdings befürchte ich, daß die Blüten der Freilandkamelien mittlerweile erfroren sind.
Freilandkamelie vor dem Frost
Die Gewächshäuser sind dringend überholungsbedürftig. Ob dafür noch Geld übrig sein wird, wenn die millionenschwere Sanierung des Flora-Hauptgebäudes abgeschlossen ist, weiß ich nicht.
In den letzten Jahren wurden einige Außenbereiche der Flora komplett neu angelegt. So gibt es einen Duftgarten für Sehbehinderte, einen Farn- und einen Heidegarten.
Der „Freundeskreis Botanischer Garten“ bietet regelmäßig Führungen und Veranstaltungen an. Das Programm findet man hier.
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